Quartiersportrait

Die Nordstadt – viel Raum für Entdeckungen

Gloria Schmid

In einer neuen Serie möchten wir Menschen aus Karlsruhe und ihre Lieblingsecken und -orte vorstellen – im Stadtteil, Quartier oder Straßenzug, wo sie arbeiten, leben oder sich gerne aufhalten.

Den Anfang macht Gloria Schmid. Die Marketing-Expertin und Fahrrad-Enthusiastin nimmt uns mit auf eine Tour durch die Karlsruher Nordstadt. Dort wohnt sie mit ihrer Familie in einem Häuschen der Genossenschaft Hardt­waldsiedlung – nah an der Stadt sowie an der Natur.

↖ Gloria Schmid lebt seit Anfang der 1990er Jahre in der Nordstadt

Nur in der Nordstadt

Schon bevor ich in der Nordstadt wohnte, war der Flugplatz mein Naherholungsort. Diese Weite und die Wege, die beim Begehen nahezu keine Geräusche machen, gefallen mir ebenso wie die Kaninchen, die dort oft über die naturbelasse Steppe flitzen. Igel und sogar Uhus sind hier auch zuhause. Diese Weite kann sehr inspirierend bei Spaziergangsgesprächen wirken. Wunderbar. Im nördlichen Teil des Flugplatzes haben die Esel vom Birkenhof ihre Sommerresidenz und ich mag ihre Anwesenheit. 

Wo jetzt Wohn-, Schul- und Betriebsgebäude stehen, sind schon Zeppeline gelandet und war Flughafenbetrieb. Heute fliegt neben Tauben, Raben und anderen Vögeln nur noch der Hubschrauber auf dem Weg zum Städtischen Klinikum. Aber das Casino des Flugplatzes steht noch und aus der Zeit davor weiß man, dass hier ein Exerzierplatz war. 

Leider wurden vor zwei Jahren alle Gebäude am Areal um die New-Jersey-Straße abgerissen. Die amerikanischen Baracken und Lagerhallen dort hatten etwas Internationales. So ungewöhnliche Orte ziehen auch immer die Kreativszene an. Als Radkurierin hatte ich ab und zu die Gelegenheit, dort Agenturen zu besuchen. Die Mitarbeiter*innen verbrachten nicht selten ihre Mittagspause auf einer Rampe sitzend in der Sonne. Das alles zwischen Autowaschstraßen und un-definierbaren Schrotthaufen. Es gab auch einen Flohmarkt, in den letzten Jahren dieses Areals fand eine Gruppe der Sozio­kulturszene mit dem P/acht eine Heimat. Es war einfach lässig dort. Nun wird gebaut – ich bin gespannt, was entsteht. 

Schon als ich Anfang der neunziger Jahre nach Karlsruhe kam, hat mich die »Amisiedlung« sehr interessiert. Alle hatten eine Geschichte darüber zu erzählen. Heute erinnern die Straßennamen, die weinroten Schilder und die amerikanische Bibliothek noch an die Stationierung der US-Army. Außerdem gibt es hier die Mika, eine Mieter*innen-Genossenschaft für alle Altersgruppen. 

Wege und Achsen 

Immer wenn wir einen Spaziergang zum Schloss machen, wähle ich den Weg hinter der Oberfinanzdirektion entlang. Die Szene erinnert an eine andere Zeit im Sinne einer Filmkulisse. Mit dem Fahrrad meide ich diese grob gepflasterte Straße und denke dabei auch an Radfahrer*innen in Berlin oder Leipzig. Dort gibt es recht viele derartige Straßen – 
da musst du hinterher alle Schrauben am Rad neu anziehen! 
Eine meiner Lieblingsstraßen ist die Knielinger Allee. Eine geniale Verbindung zwischen der Willy-Brandt-Allee und der Kussmaulstraße. Für mich ist die Lage meines Wohnortes nicht so wichtig – wohl aber, wie die Wege sind. Fahre ich zum Beispiel auf dem Nachhauseweg der Sonne entgegen, finde ich das sehr schön. Von der Knielinger Allee aus sieht man auch viele Varianten der hübschen denkmalgeschützten Häuser in der Hardtwaldsiedlung. Die rosafarbenen am Ende der Damaschkestraße haben es mir besonders angetan. 


Naturorte 

Am Ende der Erzbergerstraße in Richtung Norden beginnt der Weißdornweg, eine wichtige Verkehrsader von Rad-
kurieren. Von der Straßenbahnwende ist es nicht mehr weit zum Nationalen Schutzgebiet Grüner Weg, einem versteck­-
ten Idyll. Wenn man annimmt, dass sich auch in einer Stadt Fuchs und Hase gute Nacht sagen, dann sicher hier. Und der Heidesee und seine Wege sind eine Pause bei einem Ausflug wert. 


Gastronomie 

Mit dem Fünf und der Coffeeboxx haben wir tolle Gastronomie in Reichweite. Das Fünf bietet ausgefallene Küche und Optionen zum Feiern im Freien. Es ist im gleichen Gebäude wie das Mikado, einem Kulturraum, und befindet sich nahe der Mika. Im Café Coffeeboxx trifft sich halb Karlsruhe; auch ich treffe mich hier ab und zu mit Freunden oder Geschäftspartnern. Schade finde ich, dass der Kiosk am alten Luftschutzbunker nicht mehr bewirtschaftet wird. Er ist so charmant und wie viele »lost places« strahlt er auch eine Geschichte aus, die entdeckt werden will. Meine Fantasie geht hier auf jeden Fall durch!
••

↗  1 Alter Flugplatz, 2 Grenadierstraße, 3 Toni-Menzinger-Brücke, 4 Infosäule / Weg durch den Alten Flugplatz, 5 Weißdornweg, 6 ehem. Hochbunker, 7 New-Jersey-Straße, 8 Heidesee, 9 Nationales Schutzgebiet Grüner Weg, 10 Restaurant Fünf / Mikado, 11 Synagoge, 12 Kunstakademie, 13 Apotheke / coffeeboxx, 14 Städtisches Klinikum
↗  1 Alter Flugplatz, 2 Grenadierstraße, 3 Toni-Menzinger-Brücke, 4 Infosäule / Weg durch den Alten Flugplatz, 5 Weißdornweg, 6 ehem. Hochbunker, 7 New-Jersey-Straße, 8 Heidesee, 9 Nationales Schutzgebiet Grüner Weg, 10 Restaurant Fünf / Mikado, 11 Synagoge, 12 Kunstakademie, 13 Apotheke / coffeeboxx, 14 Städtisches Klinikum

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